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Tillo Spreng

Camouflage, 2025
3 Videoloops, mit Ton, 1–8 Minuten

„Camouflage“ ist eine Videoinstallation, die verschiedene Techniken der digitalen Anonymisierung in Form von Tutorials verhandelt.

Ein Video erklärt Schritt für Schritt mit Bild und Ton, wie sich mithilfe von Machine Learning die eigene Stimme so verändern lässt, dass sie die biometrischen Merkmale einer anderen Stimme annimmt.

Ein weiteres Video zeigt, wie mit der Applikation von Physio-Tape am Körper das individuelle Gangbild verändert und für Programme zur Gang-Analyse schwerer erkennbar gemacht werden kann (die volle Episode und die Transkripte sind online zugänglich).

In einem dritten Video beschreibt eine anonymisierte Person, wie sich eigene Fotos so verändern lassen, dass Gesichtserkennungsalgorithmen die Identifizierung erschwert wird. Im Hintergrund erscheinen KI-generierte Porträts – Gesichter von Menschen, die es nicht gibt, erzeugt mit einem Bildgenerator auf Basis sogenannter Generative Adversarial Networks (GAN).

Wie bewegen wir uns als Personen in einer Welt, in der Sichtbarkeit zugleich gesellschaftliche Teilhabe bedeutet und Risiken birgt? Im Netz gilt: Wer sichtbar ist, kann gehört, anerkannt, politisch wirksam werden. Zugleich aber macht genau diese Sichtbarkeit auch verwundbar – für Überwachung, für die Datensammelwut internationaler Konzerne, für staatliche Kontrolle. Zwischen dem Wunsch, gesehen zu werden, und dem Bedürfnis, sich zu entziehen, entsteht ein Spannungsfeld, das heutige Identitäten prägt.

Mit kleinen Übungen im Tarnen, Verschieben und Verbergen reagieren die Tutorials auf eine digitale Umgebung, in der Sichtbarkeit nicht nur Ausdruck von Selbstentfaltung ist, sondern zugleich systematisch erfasst, gespeichert und ausgewertet wird. Gerade aus diesen Bedingungen erwachsen neue widerständige Praktiken: Taktiken des Sich-Entziehens, der kollektiven Verschleierung und der kreativen Zweckentfremdung von Technologien. In diesem Sinne verweist die Arbeit auf eine neue Art von Bildkompetenz – den bewussten Umgang mit dem eigenen digitalen Bild nicht allein als Repräsentation, sondern auch als Schutzfläche, taktisches Werkzeug und Ressource für kollektive Formen des Widerstands.

Kurzbio

Tillo Spreng (*1984) studierte an der ZHdK (BA Cast, 2010; MA Transdisziplinarität, 2022). Er arbeitet als Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor und war über viele Jahre als Veranstalter und DJ aktiv. Er ist als Videokünstler in Theaterproduktionen tätig und lehrt an der ZHdK sowie an der F+F Schule für Kunst und Gestaltung.

tillospreng.com

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