Denis Savi

Viaggi e Miraggi (Reisen und Luftspiegelungen), 2025
Video, Ton, 15:54 Min., Loop

Ein altes, vergilbtes Foto. Ein kleines Bergdorf in Norditalien. Die vergessene Geschichte eines Brunnens, einst Ort der Begegnung und des Austauschs von Erinnerungen und Migrationserfahrungen. Daraus entstand dieses Werk, das über Migration gestern und heute nachdenkt und zwei Fragen stellt: Was bedeutet es, einen Ort zu «verlassen und zu erinnern»? Und wo ist «Zuhause»? Das Video erkundet dieses Thema durch eine Mischung aus dokumentarisch anmutenden und KI-generierten Bildern, begleitet von einer Erzählstimme. Diese beschreibt einen flüchtigen Moment der Begegnung zweier Menschen, die zufällig bei den Steinen stehen, die den Umriss eines Brunnens markieren, und dort Geschichten austauschen – wie einst. Allmählich wird der Brunnen wieder sichtbar und damit fliesst auch metaphorisch das Wasser wieder. Das Wasser wird zum verbindenden Element, weckt Erinnerungen, stösst Transformationen an und knüpft ein Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Kurzbio

Denis Savi (*1979 Belluno, IT/CH) lebt und arbeitet in Bern. In seinen Installationen und Performances entwickelt er eine visuelle und poetische Sprache, die sich mit der Natur der Erinnerung – sowohl der individuellen als auch der kollektiven – und der suggestiven Kraft von Bildern und Worten auseinandersetzt. Seine künstlerische Praxis konzentriert sich auf die subjektive Erfahrung des Zeitflusses, die Zerbrechlichkeit der Existenz und die Schwelle zwischen dem Sichtbaren und dem, was zu verschwinden droht. Seine Arbeiten setzen sich mit der Geschichte – sowohl der persönlichen als auch der gemeinsamen – auseinander, indem sie die Spuren untersuchen, die sie in Körpern, Orten und Objekten hinterlässt. Durch nur für kurze Zeit bestehende Materialien, präzise Gesten und atmosphärische Räume schafft Denis Savi sensible Gefüge, in denen die Vergangenheit wieder auftaucht – nicht als lineare Erzählung, sondern als Schichtung von Erinnerungen, Resonanzen und Leerstellen. In diesem Prozess ist Erinnerung niemals statisch: Sie erscheint als lebendige und wandelbare Form, die die Gegenwart hinterfragt und neue Deutungen menschlicher Erfahrung ermöglicht.

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